„knock-out“ ist ein sinnliches und gleichzeitig heftiges Bühnenerlebnis und, trotz des Themas Boxen, zart und luftig – man riecht den Schweiss, schmeckt die Süsse des Sieges und die Bitternis der Niederlage, hört das Publikum brüllen, stampfen, schreien oder pfeifen und versteht dann vielleicht, weshalb Boxen nicht bloss ein Sport ist wie Tennis oder Schwimmen. Rote Fabrik, Zürich
Im Stück „knock-out“ sind Boxerinnen gute Tänzerinnen, und umgekehrt. Die Gruppe um Bea Nichele Wiggli rührt am Tabu Frauenboxen. Und sie räumt die Mythen um den Boxkampf auf, erzählt von Gladiatoren und vom Tod im Ring, vom Siegen und Verlieren, von der Gewalt, die viele zum Hinsehen zwingt und ebenso viele zum Wegschauen. Dazu kommt die Dramatik im Ring: Die zu grosse Nähe, der Clinch, Zärtlichkeit als Kampfpause, das Auszählen usw. Auch der Alltag im Training kommt nicht zu kurz: Der innere Schweinehund, die Grenze der eigenen Kraft, die Lust am Schmerz, die Überwindung des Schmerzes. Die Runden gehen aber weiter: Arme Teufel, reiche Pinkel; böse Schwarze, gute Weisse; Voyeurismus; Pornografie ...
‹Knock-out› zeigt den Boxkampf nicht nur in seinem rituellen Ernst. Wenn die Tänzerinnen in einer Art Wrestling sich mit allen fiesen Mitteln gegenseitig zur Strecke zu bringen versuchen, ringen sie dem Kampf ungeahnte humorvolle Seiten ab. «Der Witz gehört zum Boxen», sagt Bea Nichele Wiggli. «Gute Boxer sind immer auch gute Schauspieler, und ein guter Kampf ist ein Stück weit auch immer Theater, ein gelungener Bluff.»
Paola Pitton